Poetisch Verhüllend Tod

Poetisch Verhüllend Tod:- Sandra Gilbert zufolge ist eines der bemerkenswertesten Merkmale der modernen Elegie ihre Fixierung auf den tatsächlichen Ort des Todes und den tatsächlichen Leichnam des Verstorbenen. Gilbert versteht dieses Anliegen als Ausdruck des für die moderne Elegie charakteristischen Bestrebens, das anhaltende Tabu über Tod und Trauer zu brechen – ein Bestreben, das bereits Jahan Ramazanis bahnbrechende Poesie der Trauer gezeigt hat. Gilbert argumentiert, dass die zeitgenössischen Elegien uns durch die direkte Darstellung von kranken, sterbenden oder toten Menschen dazu zwingen, uns mit dem auseinanderzusetzen, was die zeitgenössische Kultur zu verbergen versucht.
Diese Studie konzentriert sich auf Bilder des Körpers in Intensivpflege (2010) der niederländischen Dichterin Vrouwkje Tuinman und Undying (2016) des schottisch-niederländischen Schriftstellers Michel Faber und versucht, konventionelle Interpretationen der Rolle des Leichnams in der zeitgenössischen Poesie zu hinterfragen. Während Tuinman und Faber sterbende und tote Leichen akribisch darstellen, laden sie auch still zur Meditation über die Mimesis von Krankheit und Tod ein. Tuinman und Faber konfrontieren und verstärken die problematische und zweideutige Stellung des Leichnams in der modernen westlichen Kultur, indem sie ihn abwechselnd beobachten und verschleiern, indem sie ihn als abscheuliches Objekt und künstlerisches Produkt betrachten. ZEITGENÖSSISCHE KULTUR, TOD, FOTOGRAFIE UND POESIE SIND DIE SCHLÜSSELWÖRTER.
Intertextualität ist ein Thema, das in der Thomas-Mann-Forschung nach der Veröffentlichung des Nachlasses und der Tagebücher natürlich einen literarischen “Boom” erlebt hat. Angesichts der stark vernetzten Arbeitsgewohnheiten des Autors sind dies immer noch neue Einblicke in sein vielschichtiges Werk. Die Auswirkung der verschiedenen miteinander verknüpften Vortexte auf die emotionale Komponente von Thomas Manns Werk ist bisher kaum beachtet worden.
Intertextualität und Emotionalität bedürfen der Beachtung sowohl von Aspekten der Textproduktion als auch der ästhetischen Rezeption, da auch der Autor als Leser im Mittelpunkt steht. Während die Bedeutung, die emotionale Repräsentationen im Rahmen intertextueller Anspielungen annehmen, äußerst vielfältig ist, wird deutlich, dass die Emotionalität des Prätextes als entscheidendes Kriterium der Rezeption und intertextuellen ‘Verwertbarkeit’ dienen kann.
Poetisch Verhüllend Tod
Im nächsten Abschnitt wird anhand von Thomas Manns kreativer Rezeption von Herman Bangs Werken gezeigt, wie ein intertextuelles Gespräch im Zusammenhang mit der emotionalen Komponente von Arbeit und Prätext strukturiert sein kann. Manns intertextuelle Anspielung auf die Werke des dänischen dekadenten Romanciers und literarischen Impressionisten Bang, der dem deutschen Literaturpublikum heute relativ unbekannt ist, in seiner Heimat aber den Rang eines zeitgenössischen Klassikers hat, bietet sich aus verschiedenen Gründen an, diesen Hintergrund zu beleuchten.
Die Betonung der Relevanz von Joachims Tod im Roman deutet darauf hin, dass Joachim, auch wenn er manchmal als Nebenfigur erscheint, die wichtigste Bezugsperson des Protagonisten ist und dass Hans Castorps Bindung zu seinem Cousin die stärksten Emotionen in ihm hervorruft. Dies zeigt sich paradoxerweise daran, dass die bereits erwähnten Schutzimpulse, die sowohl in der Interaktion des Erzählers mit den Figuren als auch im Erleben der Figuren erkennbar sind, in der Beziehung zwischen Joachim und Hans Castorp außergewöhnliche Dimensionen erreichen.